Die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert: «Gesundheit ist nicht nur die Abwesenheit von Krankheit oder Gebrechlichkeit, sondern ein Zustand kompletten körperlichen, mentalen und sozialen Wohlbefindens.»
Diese Definition ist schon deshalb unzureichend, weil Gesundheit kein Zustand ist – schon gar kein derart unerreichbar perfekter. Ausserdem wird die Definition all jenen Menschen nicht gerecht, die sich aufgrund einer Beeinträchtigung, einer ererbten Genmutation oder anderer Einschränkungen nicht permanent wohl fühlen können. Sind all diese Menschen wirklich nicht gesund? Wer wirklich gesund im Sinne der WHO sein möchte, der wird sein Leben in einer Art Gesundheitswahn verbringen. Vor lauter Zwang, den vermeintlichen Zustand «kompletten Wohlbefindens» zu erreichen, wird man sich alsbald wie ein Versager fühlen. Diese Gesundheitsdefinition macht unfrei. Auch weil niemand einer derartigen Maximalforderung gerecht werden kann.
Schliesslich geht es bei Gesundheit nicht um das Erreichen eines Zustandes. Gesundheit ist kein Ziel, sondern ein Weg. Höhen und Tiefen gehören zu einem erfüllten Leben. Es ist ausgesprochen gesund, sich mal besser und mal schlechter zu fühlen. Gesundheit ist ein tagtäglicher Prozess, der uns in der Auseinandersetzung mit unserer Umwelt verändert und prägt. Gesundsein heisst, dass es Veränderungen gibt – möglichst viele davon natürlich zum Guten.
Wer das verstanden hat, wird viel entspannter mit der eigenen Gesundheit umgehen. Denn unser geistiges wie körperliches Wohlbefinden ist aus dieser perspektive betrachtet ein komplexes Produkt unseres eigenen Lebens, unserer frühen Kindheit und des Lebens unserer Vorfahren. Gesundheit entsteht aus der Summe – besser dem Mittelwert – all der vielen kleinen, mal bewussten vor allem aber unbewussten Entscheidungen, die wir unentwegt treffen. Nach jeder dieser Entscheidungen von denen es täglich Hunderte gibt, fühlt man sich umgehend besser, ganz egal wie man sich entschieden hat. Letztlich entscheidend ist, dass jene Entscheidungen überwiegen, die positiv für unsere Gesunderhaltung sind. Wenn wir regelmässig laufen, Fahrrad fahren oder schwimmen zum Beispiel, dann wird uns unsere Biologie langfristig dafür belohnen. Dann wird es sogar zu unserem intuitiven Drang werden, diese Tätigkeiten zu wiederholen. Das geschiet ohne Zwang, denn unser Innerstes ist auf einmal molekularbiologisch auf das Gesundsein ausgerichtet, es ist daran angepasst. Möglichst oft im Kleinen etwas Positives aktiv tun, lautet also das Programm, damit wir unsere eigene Gesundheit steigern können. Joachim Bauer schreibt in seinem 2015 erschienen Buch über Selbststeuerung und ihre Bedeutung als Antriebskraft eines gesunden, zufriedenen Lebens, «ihr Kern ist die Freiheit». Wir können selbst bestimmen, was wir im Dienste unserer Gesundheit tun oder lassen. Es sind die frei aus unserer Verantwortung heraus getroffenen Entscheidungen die zählen.
Bewegung gehört zu den segensreichsten Tätigkeiten überhaupt. Kein anderer Lebensstilfaktor senkt nachweislich das Risiko für so viele Krankheiten: von Alzheimer bis Herzinfarkt, von Depression bis Makuladegeneration. Bewegung verbessert die Stimmung sogra dann, wenn man überhaupt keine Lust hat, sich zu bewegen. (Quelle: Buch Gesundheit ist kein Zufall von Peter Spork Seite 344)
Zitat aus der Medizinerzeitschrift The Lancet aus dem Jahre 2009 «Gesundheit ist die Fähigkeit, sich anzupassen«.